Corpse Party Blood Covered: Repeated Fear
„Der Leichenschmaus für ein totes System“ titelte J-Junk.de und erklärte seine Faszination für Corpse Party (19.99 €; App Store-Link) zusätzlich auf 17-Podcast-Minuten bei Manuspielt in Episode #395. Das Manga-/Anime-Adventure für die PSP, das seit der vergangenen Woche als (ausschließlich) japanische Version für 20 Euro auch im App Store erschien, ist genau aus diesen zwei Gründen interessant.
Premiumpreis
Der veranschlagte 20-Euro-Preiszettel wirkt im iOS-Zirkus alles andere als konkurrenzfähig. Ziehen wir den Vergleich allerdings zum Spielekatalog von PSP (Vita) und Nintendo (3)DS, die ihre Spiele mit professionellen Sprechern, Story-Schreibern und 10+-Spielstunden veröffentlichen, erscheinen die 19.99 Euro nicht komplett unrealistisch. Trotzdem bleibt eine Frage unbeantwortet: Sind ‚Vollpreistitel‘ noch zeitgemäß?
Unbestritten: Der Preisdruck vom App Store ist allgegenwärtig. Der Eifer einiger Hersteller sich ausschließlich auf ein Freemium-Verkaufsmodell mit In-App-Käufen zu konzentrieren, ist nachvollziehbar. Der App Store ist jedoch nicht ansatzweise so erwachsen, als dass er nicht noch gehörig Spielraum für unterschiedliche Preis-Probeläufe bieten würde. Klar, ein kostenloser Download ist nicht zu verachten – insbesondere solange der Apple-Shop eine (richtige) Demo-Funktion vermisst. Gleichwohl wird es aber auch zukünftig noch Spieler geben, die einen festen Preis fürs ‚Flatrate‘-Spielen bevorzugen, der jenseits von den üblichen 4.99 € rangiert.
Nischenprodukt
Der zweite Aspekt von Interesse für Corpse Party ist dessen japanische Abstammung, die sich als ‚Graphic Novel‚ selten bis (tief) in den Westen durchschlägt. Als Kind, dass in den 90er-Jahren in den Videospiel-Zaubertopf fiel, weiß man um die technischen und finanziellen Import-Ärgernisse. Zeit, Geld und und ganz viel Glauben hat es damals gekostet, ein Importspiel in den eigenen Konsolenschacht zu bekommen. Für Publisher ist ein Vertrieb von Nischentiteln schlicht zu teuer. Im App-Store-(Download-)Zeitalter fallen diese Schranken für beide Seiten.
Corpse Party lässt durch eine fehlende Untertitel-Lokalisierung mächtig Potenzial verstreichen. Das allerdings überhaupt eine Veröffentlichung stattfand, schürt die Hoffnung auf mehr (exotische) Spielarten, die auch hierzulande erscheinen.
Die iOS-Version von Corpse Party hat sich Niels Kobschätzki mit entsprechenden Japanisch-Kenntnissen fürs iPhoneBlog angeschaut und zwei Zeilen darüber verloren. Vielen Dank!
Corpse Party Blood Covered: Repeated Fear ist eine bereits von diversen Plattformen (NEC, Windows und PSP) bekannte ‚Visual Novel‘ im Horror-Genre. In der Geschichte geht es um eine Gruppe von Oberschülern, die in eine längst niedergerissene Grundschule teleportiert werden. Die Schule wurde ursprünglich in Schutt und Asche gelegt, als sich Menschen dort ermordeten und auf seltsame Weise verschwanden. Das Ziel der Schülergruppe ist es, dem Spukhaus (lebendig) zu entfliehen.
Entgegen einem klassischen RPG-Abenteuer hangelt man sich von Event zu Event, welche die Geschichte antreiben. Durch kleine Rätsel und fortwährendes Erkunden des zerstörten Gemäuers löst man das nächste Story-Script aus.
Trotz fehlender Retina-Grafik und kleinere Mängel bei der Steuerung erstaunt der Titel mit tollen Sound-Effekten, stimmungsvoller Musik und nervenaufreibender Sprachausgabe von etablierten Anime-Sprechern. Die 16-Bit-Pixel-Malerei wirkt der Super-Nintendo-Ära entsprungen. Mit Kopfhörern in den Ohren gelingt es Corpse Party den Spieler in seinen Bann zu ziehen – egal ob dieser im Wartezimmer beim Arzt oder in einer holprigen U-Bahn sitzt.
Fortgeschrittene Sprachkenntnisse sind allerdings strenge Voraussetzung. Sämtliche Bildschirmtexte erfordern solides Kanji-Wissen; ohne entsprechendes Vokabular verliert man an der dominanten Erzählung den Spielspaß.