„Weniger ist manchmal mehr“ – gilt bei ‚Bild‘ auch für Informationen.
Die Arbeit von BILDblog.de kann man für die deutsche Medienlandschaft nicht oft genug loben. Dabei entlarven die ‚Notizen für alle Boulevardzeitungen‚ vorrangig dessen perfide Arbeitsweise. Das Weglassen von essentiellen Informationen, der fehlende Kontext, die geschickten Formulierungen oder wiederkehrenden Stammtisch-Parolen decken Motivation auf. Es sind weniger die kompletten Falschmeldungen, die ohne Richtigstellung täglich gestreut werden, sondern der bewusst eingemischte Unterton.
Ein perfektes Lehrbeispiel dieser Praxis findet sich im „Test: Die besten Tablets“ der Computerbild, bei dem das iPad 2 sich Samsung, Motorola, LG und HTC geschlagen geben muss.
Obwohl der „Haben wollen“-Faktor bei keinem anderen Tablet so ausgeprägt ist, langte es für das iPad 2 nicht zum Testsieg. Apples neue Rechenflunder musste sich den Android-3.0-Tablets Samsung Galaxy Tab und Motorola Xoom geschlagen geben – auch das LG Optimus Pad und das HTC Flyer landen vor Apple.
Richtig. Zwei der ‚Gewinner‘, das Galaxy Tab und der HTC Flyer, schießen mit dem veralteten Android 2.x an die oberen Chart-Positionen. Zur Erklärung: Android 3.x ist Googles Tablet-Betriebssystem. Android 2.x ist ein Smartphone-OS. Tablets mit Android 2.x sind ein ungewollter Schluckauf des Technik-Wandels, dessen Patienten schon vor Monaten aufs Sterbebett geschickt wurden.
Hält man diese Information zurück, klingt das Lob für 250.000 Android-Market-(Smartphone-)Apps sehr beeindruckend. Die Anzahl der iPad-Anwendungen (oder allen funktionierenden iPhone-Programmen) bleibt (fast) unterschlagen, während man beim Archos 101 (10.000), HP TouchPad (7.000), Toshiba Folio 100 (1.700), Hannspree Hannspad (2.500), Pearl Touchlet X2G (2.500) und dem Archos 70 (10.000) ganz genau nachzählte.
Programme für das iPad sind nur im Apple App Store erhältlich – dort gibt’s aber eine große Auswahl zu günstigen Preisen. […] Doch wer „ja“ zum iPad sagt, wird zum Gefangenen der Apple-Welt.
Aber gut, wer brauchst schon Apps wenn’s ein Flash-Plugin gibt. 19 Erwähnungen bekommt dieses ‚Ausstattungsmerkmal‘ in der Fotostrecke. Ausschließlich mit der Bewertung „gut, wenn’s dabei ist“ und „schlecht, wenn’s fehlt„. Als unbedarfter Leser ist Flash damit eine scheinbar fundamentale Tablet-Eigenschaft.
Gleiches gilt für die Speichererweiterung. Ohne nähere Angaben oder Fragen nach dem warum und wieso. ‚Warum und wieso‘ scheinen ohnehin unnötiges Beiwerk in einem Test. Was zählt, ist schließlich die Note. Wen interessiert schon dessen Zusammensetzung? Und hey, wer ein WeTab mit einer glatten 3.0 – sprich ‚befriedigend‚ – davonkommen lässt, strahlt Kompetenz aus.
Auf den Artikel bin ich über die ‚Bild‘-Schlagzeile „iPad nur 5.! Die besten Tablet-PCs“ gestolpert. Und ja, ich ärgere mich sehr, nicht die nötige Kraft aufgebracht zu haben, ihn an mir unkommentiert vorüberziehen zu lassen. Und falls sich jemand (zurecht) fragt, wie ich auf Bild.de landen konnte, hier der Funkkorrespondenz-Ausgangspunkt: „„Bild“ straft die ARD mit weniger Fernsehtipps ab„:
[…] bei den täglichen Fernsehtipps auf Seite 1 des Blattes ist die ARD im Juli regelrecht abgestürzt. […] Diese Umwälzung zu Ungunsten der ARD ist nicht anders zu erklären als dadurch, dass sich die aufgrund der „Tagesschau“-App-Klage bei Springer herrschende Anti-ARD-Stimmung nun in den „Bild“-Fernsehtipps sichtbar ausgewirkt hat.