[iPad-App] Mr. Reader – neue RSS-Frische
Trotz Twitter und Instapaper: RSS gehört (bei mir) noch lange nicht auf die Auswechselbank. Insbesondere mit einem guten iOS-Client. Deshalb bleibt die Suche danach so dermaßen beständig, obwohl es an einer umfangreichen App-Auswahl eigentlich nicht scheitert.
Mr. Reader von Oliver Fürniß ist ein vielversprechender Kandidat, der seit dem vergangenen Wochenende in Version 1.0 vorliegt. Über das Programm-Icon lässt sich geschmacklich streiten; die Gestaltung der App siedelt sich jedoch ohne Diskussion auf ganz hohem Niveau an. Die Verknüpfung von Praxistauglichkeit und Optik liegt in einem ausgewogenen Verhältnis vor – ein Feature, was ich (meinem) Platzhirsch ‚Reeder‚ (mittlerweile) nicht (mehr) uneingeschränkt zuschreiben möchte.
Mr. Reader lehnt sich eher der vertrauten ‚NetNewsWire‘-Deko an, kommt aber mit drei unterschiedlichen (und modernen) ‚Themes‘ daher. Diese sind jedoch keine Spielerei sondern hüllen die Feeds je nach Tageszeit in ein besser leserliches Gewand. Leider erfolgt diese Umschaltung nicht automatisch. Es wäre klasse, wenn die dunklere Optik von ‚Paris By Night‘ sich nach der iPad-Uhr richtet und bei aufgehender Sonne ins hellere ‚Berlin‘-Theme wechseln würde.
Klarer Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz: Feed-Management. Es lassen sich Adressen hinzufügen, nach Stichworten die entsprechenden URLs erstöbern, löschen und eine Sortierung vornehmen. Mr. Reader spricht (natürlich) mit dem Google Reader. Das ist selbstredend Pflicht, eckt jedoch bei ‚grossen‘ Artikel-Mengen an Geschwindigkeitsschranken. Bis zu 10.000 ungelesene Beiträge schluckt das Programm, ohne das der Nutzer eingreifen kann. Der erste Sync verzögert sich daher derartig, dass man automatisch annimmt, die App hätte sich verabschiedet.
Ich bin eigentlich nur durch Zufall darauf gestossen, dass dem nicht der Fall ist. Die UI gibt sich zu wortkarg und verzichtet auf Zuwächse im Fortschrittsbalken. Nach zweimaligem ‚Force Quite‘ hatte ich das iPad lediglich vergessen, so dass es sich daraufhin die Zeit nahm, einmal den Erstabgleich durchzustehen. Trotzdem merkt man, dass viele Ordner und ungelesene Artikel noch nicht zur Stärke des Programms gehören. Ein Vergleich mit einem anderen, weitaus RSS-ärmeren Account zeigte dies deutlich. Hier wäre mehr Kommunikation mit entsprechender Optik sinnvoll. Falls Google dies zulässt (was ich leider nicht weiß), könnte man auch versuchen über eine Menüoption nur einzelne Feed-Ordner zu synchronisieren. Reeder stellt sich hier weitaus flotter auf, kappt nach 5.000 Artikel den Datenabgleich und lässt während einem Sync weiterlesen – so fällt die Geschwindigkeitsbeeinflussung nur geringfügig ins Gewicht.
Weitere Mini-‚Pros-and-Cons‘: Die Navi-Bar zum Verschicken von Artikeln oder Weiterspringen lässt sich unterhalb eines Artikels sowie links als auch rechts anbringen. Der Druck auf A+ um die Schriftgröße zu Wechseln, könnte das Extra-Menü weglassen und direkt damit beginnen an den Buchstaben zu schrauben. Eine Wisch-Geste um zum nächsten Artikel zu gelangen, oder der mittlerweile gängige Gummiband-Effekt, wären zu empfehlen.
Extrem ansprechend empfinde ich die Vorschaubilder und den Artikelanriss der Übersicht. Das der Beiträge auf Berührung prominent ins Vollbild springen ist für einen RSS-Reader genau richtig.
Insgesamt eine wirklich gelungene Version 1.0, die hauptsächlich am Sync-Schluckauf und dessen Darstellung zu arbeiten hat. Wer einen ‚überschaubaren‘ RSS-Katalog mitbringt, darf schon jetzt gedankenlos ein paar Euro auf den Tisch schleudern.
* Oliver Fürniß spendiert den iPhoneBlog-Lesern fünf Promocodes. Gegen einen Kommentar unter diesem Beitrag (+ E-Mail-Adresse im Adressfeld) verlose ich diese Gutscheine im Laufe des Tages.
Update: Danke für die Teilnahme. Die Codes sind soeben verschickt worden. Update-Ende