Mein Problem mit Mobilfunkanbietern…
Mein Problem mit Mobilfunkanbietern ist im Allgemeinen nicht wahnsinnig komplex. Genau genommen lässt es sich auf eine simple Formel abstrahieren. Ich würde Sie, die „Ihr-nehmt-euch-zu-wichtig“-Gleichung nennen.
Telekommunikation, so wie ich sie verstehe, ist eine Dienstleistung. Für diese Dienstleistung bezahle ich. Gerne sogar, weil sie toll ist. Von irgendwo auf der Welt, mit einer Handflächen großen Telefon-Flunder einen Satelliten anzufunken, der einem obendrein daraufhin antwortet, ist doch einfach nur großartig. So ‚großartig‘, dass wir absurderweise diese Qualität gerne vergessen. Ich nenne es das „Sitting-on-chairs-in-the-sky“-Phänomen, welches der Comedian Louis C.K. einmal bei Conan O’Brien so treffend formulierte.
Soweit, so lustig. Das Problem beginnt dort, wo Service-Anbieter ihre Dienstleistung überbewerten. Als ob sie autark agieren könnten. Ein wirklich schönes Beispiel zeigt die Marktbetrachtung vor der iPhone-Erstveröffentlichung, die auch im WWDC-Abriss Erwähnung fand.
In den düsteren Mobilfunkzeiten vor 2007 verunstalteten Vodafone, T-Mobile, E-Plus, Viag Interkom und die anderen Chaoten Mobilfunk-Hardware fremder Unternehmen mit ihrem eigenen Logo. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Da sitze ich, als Weltkonzern Nokia im finnischen Helsinki, und baue die besten Mobilfunktelefone ihrer Zeit. Mit (m)einer Markteinführung in Deutschland pappt sich ein lokaler Mobilfunkanbieter sein eigenes Logo in stattlicher Größe auf (m)eine stilvolle Formgebung, für die ich hochbezahlte Designer engagiert hatte.
In die diskussionswürdigen Untiefen der ‚farbenfroh gebrandmarkten‘ „Live-“ und „MyWorld“-Tastenknöpfe, sowie den zugehörigen Software-Menüs, möchte ich gar nicht einsteigen…
Dem iPhone ist sicherlich viel ab- und noch mehr zuzusprechen. Ein gewisser Unabhängigkeitskampf gegen diese optischen Grausamkeiten gehört meiner Meinung nach jedoch dazu.
In gleicher Weise räumte Apple anfangs auch mit dem Tarif-Dschungel auf. Während sich die Mobilfunkanbieter in höchst ‚individualisierten‘ Strukturen verrannten, gab es beim iPhone (Classic) zum Verkaufsstart drei simple Bezahlsätze. Das hat vielen Anbietern und Kunden nicht geschmeckt. Heute erleben wir einen weitaus aufgeweichteren Markt, den dafür jedoch keiner mehr versteht. Während die Tarife der ersten Generation noch von vielen Kunden aus dem Effeff heruntergebetet werden können, nehmen gegenwärtige Preisdiskussionen Stunden in Anspruch.
Ein grundsätzliches Problem, dem wir uns (welt-)weit ausgesetzt sehen, ist die Subventionierung von Hardware. Das spielt dem Mobilfunkanbieter – egal ob dieser möchte oder nicht – Autorität zu. Durch diesen Umstand lassen sich Vertragslaufzeiten von 24 Monaten erklären, die für eine konstante Dienstleistung im Vergleich zu anderen (Lebens-)Bereichen extrem ‚umfangreich‘ ausfällt. Es führt zu Diskussionen um Extragebühren, wenn man beispielsweise einen Telefonvertrag mit ‚MultiSim‘ sein Eigen nennt.
Der Mobilfunkanbieter sieht sich innerhalb von zwei Jahren extrem neuer, datenhungriger Techniken ausgesetzt, wogegen der unflexible, vertragsgebundene Nutzer mit neuen Anschaffungen hadert. Das führt zu ‚Strafgebühren‘, um sich aus einem bestehenden Vertrag ‚freizukaufen‘, obwohl man eigentlich ein zusätzliches (Tarif-)Jahr dranhängen möchte.
Beide Parteien scheinen sich überhaupt nicht mehr zu vertrauen, was in einer Brutstätte für Missstimmung endet.
Ich sehe das nicht undbedingt einseitig und kann durchaus verstehen, warum beispielsweise 25 € pro Monat fällig werden, wenn man seinen Tarif vorzeitig beenden möchte. Der Mobilfunkkonzern strickt seine Investitionen nach ‚garantierten‘ Einkünften. Doch das macht das jetzige System nicht richtiger! Wenn wir schon nicht diese ‚Verpflichtungen‘ aufheben können (oder wollen), sollte eine vorzeitige Vertragsverlängerungen (finanziell) gefördert werden. Schließlich sichere ich als Kunde längere Einnahmen zu.
Ein Ausweg? Eher nicht. Als ‚vorbildlich‘ galt in den letzten Jahren das finnische System, bei dem jeder Anbieter seine eigene Dienstleistung verkaufte. Für ein neustes Nokia-Modell legt man dabei mehrere Hundert Euro auf den Tisch und kümmert sich dann, meistens woanders, um einen Vertrag. Dort existieren teils immer noch ‚absurde‘ Konditionen, die nur dann nach Geld verlangen, wenn sie auch genutzt weden. Hierzulande fast abwegig. Doch auch im hohen Norden zieht langsam die ‚einsteigerfreundliche‘ Subventionspolitik ein…
Ich weiß nicht, was für (Tarif-)Diskussionen uns ins Haus stehen wenn FaceTime, die Videotelefonie im iPhone 4, über das UMTS-Netz funktionieren sollte. Was ich jedoch weiß ist, dass das verfügbare iPhone 4-Kontingent am heutigen, ersten Tag der Vorbestellungen, weitgehend abverkauft wurde. Das dies kein Verdienst überragender oder unwiderstehlicher Mobilfunkangebote ist, sollte man anfangen anzuerkennen, um sich für seine eigene Dienstleistung auch in Zukunft (zurecht) weiter bezahlen zu lassen.